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1. Theil 2 - S. 34

1880 - Stuttgart : Heitz
34 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. viele Töne durch die Gurgel aus, und ein Schriftsteller jener Zeit sagt, so wie sie groß am Leibe wären wie Berge, so donnerte auch ihre Stimme brausend daher, und wenn sie im Gesänge Uebergänge machen oder den Ton aushalten wollten, so stießen sie die harten Töne mit solchem Geprassel heraus, daß es klänge, als wenn ein Lastwagen über Steine rasselte, so daß das Ohr und Gefühl erschreckt würde. Daher verschrieb sich Karl aus Italien geschickte Gesangmeister, die seine Franken unterweisen mußten. Einmal kam ein fremder Geistlicher an seinen Hof und stellte sich beim Gottesdienste auf das Chor, ohne zu wissen, daß hier nur die Sänger stehen durften. Nun begann der Gesang; da er aber nicht singen konnte, so schwieg er weislich still. Da gab ihm der Gesangmeister einen Stoß mit dem Stabe, daß er singen solle, und nun sahen sich alle nach dem fremden Manne um, der vor lauter Angst den Mund aufsperrte und alle Geberden eines Singenden machte, ohne aber einen Laut von sich zu geben. Darüber lachten nun erst recht die Mitsänger, und alle sahen nach ihm hin, wodurch die Verlegenheit des armen Mannes immer mehr wuchs, so daß er in die Erde hätte sinken mögen. Endlich bemerkte es Karl, winkte, daß man den Mann in Ruhe lassen möchten, ließ ihn nach geendigtem Gottesdienste zu sich kommen und schenkte ihm für die ausgestandene Angst einiges Gold, rieth ihm aber, nicht eher wieder sich unter die Sänger zu mischen, als bis er singen könnte. Es.ist schon gesagt worden, daß er erst als König schreiben lernte, und wirklich ist zu bewundern, woher der Mann, der bald an der Weser, bald in Ungarn und bald in Rom war, so viele Zeit zu wissenschaftlichen Beschäftigungen gewonnen habe. Aber erholte nicht nur selbst vieles Versäumte wieder nach, sondern ermunterte auch andere zu gelehrten Arbeiten und zog tüchtige Männer, wo er sie nur fand, dazu an seinen Hos. Die deutsche Sprache war seine Lieblingssprache. Lateinisch sprach und Griechisch verstand er auch, und das alles hatte er erst spät gelernt. Auch gab er den Monaten und Winden zuerst deutsche Namen. Die ersten nannte er Wintarmanoth, Hornung, Lenzinmanoth, Ostarmanoth, Wnnnenmanoth, Brachmanoth, Heuvemanoth, Aranmanoth (Erntemond), Herbistmanoth, Weinmanoth, Windamanoth, Heilagmanoth (heiliger Monat). Er machte selbst den Versuch, eine deutsche Sprachlehre zu schreiben, die aber leider verloren gegangen ist, ließ die alten Gedichte von den Thaten der Könige und Helden aus der Vorzeit sammeln, und hatte immer eine Schreibtafel bei

2. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 75

1877 - Stuttgart : Heitz
Auf ein heiliges Räthsel. O könnt' ich dir, liebliche Freundin, Ueberliefern sogleich glücklich das lösende Wort. — Werdend betrachte sie nun, wie nach und nach sich die Pflanze, Stufenweise geführt, bildet zu Blüthen und Frucht. Aus dem Saamen entwickelt sie sich, sobald ihn der Erde Stille befruchtender Schooß hold in das Leben entläßt, Und dem Reize des Lichts, des heiligen, ewig bewegten, Gleich den zärtesten Bau keimender Blätter empfiehlt. Einfach schlief in dem Saamen die Kraft; ein beginnendes Vorbild Lag, verschlossen in sich, unter die Hülle gebeugt, Blatt und Wurzel und Keim, nur halb geformet und farblos; Trocken erhält so der Kern ruhiges Leben bewahrt, Quillet strebend empor, sich milder Feuchte vertrauend. Und erhebt sich sogleich aus der umgebenden Nacht. Aber einfach bleibt die Gestalt der ersten Erscheinung; Und so bezeichnet sich auch unter den Pflanzen das Kind. Gleich daraus ein folgender Trieb, sich erhebend, erneuet, Knoten aus Knoten gethürmt, immer das erste Gebild, Zwar nicht immer das gleiche, denn mannichsaltig erzeugt sich, Ausgebildet, du siehst's, immer das folgende Blatt, Ausgedehnter, gekerbter, getrennter in Spitzen und Theile, Die verwachsen vorher ruhten im untern Organ. Und so erreicht es zuerst die höchst bestimmte Vollendung, Die, bei manchem Geschlecht, dich zum Erstaunen bewegt. Viel gerippt und gezackt auf mastig strotzender Fläche, Scheinet die Fülle des Triebs frei und unendlich zu sein. Doch hier hält die Natur mit mächtigen Händen die Bildung An, und lenket sie sanft in das Vollkommnere hin. Mäßiger leitet sie nun den Saft, verengt die Gesäße, Und gleich zeigt die Gestalt zartere Wirkungen an. Stille zieht sich der Trieb der strebenden Ränder zurücke, Und die Rippe des Stiels bildet sich völliger aus. Blattlos aber und schnell erhebt sich der zärtere Stengel Und ein Wundergebild zieht den Betrachtenden an. Rings im Kreise stellet sich nun, gezählet und ohne Zahl, das kleinere Blatt neben dem ähnlichen hin. Um die Achse gedrängt entscheidet der bergende Kelch sich, Der zur höchsten Gestalt farbige Kronen entläßt. Also prangt die Natur in hoher, voller Erscheinung, Und sie zeiget, gereiht, Glieder an Glieder gestuft. Immer staunst du auf's Neue, sobald sich am Stengel die Blume Ueber dem schlanken Gerüst wechselnder Blätter bewegt. Aber die Herrlichkeit wird des neuen Schaffens Verkündigung; Ja das farbige Blatt fühlet die göttliche Hand. Und zusammen zieht es sich schnell; die zärtesten Formen,

3. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 87

1877 - Stuttgart : Heitz
87 und er sah hinab, als ruhte er auf einem hohen Hagel; dabei zogen un- endliche liebe Bilder an ihm vorüber, und ihm wollte bedünken, er läge wie- der in der Mutter Weichen Armen, ein stilles glückliches Kind, eingewiegt von den Armen der Liebe. Leis flüsterte es im Gebüsche, und es wehte wie leichter Flügelschlag um die nahen Blumen. Da legte sich eine Weiche Hand auf seine Augen, und ihm ward, als höbe sich ein Schleier nach dem andern vor ihm empor. Da ging es vor ihm auf wie morgenrother Tag; tausend Helle leuch- tende Gestalten zogen durch die Wolken und durch die Blumen der Erde. — Alle waren leicht beschwingt und regten sich in holder Geschäftigkeit. Aus dem strahlenden Himmelsthore schritt es wie ein leuchtender Triumphzug; aber als des Knaben geblendetes Auge heller ward, sahe er, daß es Engel waren, gar mild und freundlich anzuschauen; die streuten Rosen um den Himmel, und schöpften aus der Wolken duftigen Brunnen den stärkenden Thau, und träufelten ihn herab auf die Fluren. Und wie tausend Hände sich bewegten, den Himmel zu schmücken, so begann das geschäftige Leben auch in der Erde blühenden Thälern. Jede Blume hatte ihre Engel; die hohe Lilie sah vertrauend zu ihrem Schutzgeist empor, der seine Hand über ihre zarten Blätter breitete, und auch die jungfräuliche Rose erblühte unter freundlichem Schutz. Selbst das allerkleinste Blümchen stand unter liebender, wartender Hand; das Veilchen bekam seinen Thautropfen, und die Erdbeere wurde mit Ambrosia getränkt. Sanfte Hände führten das kleine Würmchen im Moos zum Veilchenkelch; hier durfte es sich laben an dem tiefen blauen Quell. Aber der Knabe sah nun auch nahe bei sich im Gebüsch einen Engel; der trat leise zu den schlummernden Vöglein und streute Futter in ihre Nester, ging dann geschäftig zu dem zarten Schmetterling, der seine Flügel noch nicht heben konnte, und trug ihn sorgsam auf ein weiches Rosenblatt, wo stärkender Thau ihn erquickte. Alsbald richtete er die kleinen Schwin- gen muthig empor und hob sich behutsam von einer Knospe zur andern. Ueberall waltete und webte die sorglichste Liebe, und ihr Athem wehte durch Höhen und Tiefen gar mild und belebend. Und der Knabe hob seinen Blick empor, als wollte er recht dankend zum Himmel beten. Da begegneten seine Augen einem unbeschreiblich milden Angesicht, das sich über ihn hinneigte, und lächelnd sprach: „Wie konntest du dich doch verlassen wähnen, da ich dir doch immer zur Seite bin, und als dein schützender Engel von Anbeginn um dich gewacht habe? Steht nicht alles unter dem Schutz der Liebe? Wie kannst du doch klagen und weinen, als wärest du allein, verlassen? Siehe doch die Lilie auf dem Felde und die Vöglein unter dem Himmel! Wer sorgt denn für sie, wenn es die ewige Huld nicht wäre? Wie sollte denn der Mensch, der Lieb- ling des Himmels, noch zweifeln und zagen? O du Kleinmüthiger, glaube und vertraue! Kein Sandkorn rollt ungezählt in den Ocean; was da lebt und webt, ist gezählt und aufgeschrieben in das Buch des Lebens! — Lege

4. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 89

1877 - Stuttgart : Heitz
89 Du, dessen Thron das Ebenbild Des Throns der Himmel ist auf Erden, Mich schirme deiner Gnade Schild; So soll dir meine Antwort werden: Du thronest hier in einem Saal, Zu dem geöffnet sind vier Thüren; Und deinen Thron sieht allzumal, Wen du durch eine lässest führen. Daß ich des Weges nicht geirrt, Des mußte mir dein Bote frommen; Und nun weiß ich, vom Glanz verwirrt, Nicht, welches Wegs ich bin gekommen. (Nückert.) Paramythic: Die Lilie und die Rose (von Herder). „Sagt mir, ihr holden Töchter der rauhen, schwarzen Erde, wer gab euch eure schöne Gestalt? denn wahrlich! von niedlichen Fingern seid ihr ge- bildet. Welche kleine Geister stiegen aus euern Kelchen empor? und welch Vergnügen fühltet ihr, da sich Göttinnen aus euren Blättern wiegten? — Sagt mir, friedliche Blumen, wie theilten sie sich in ihr erfreuend Geschäft, und winkten einander zu, wenn ffe ihr seines Gewebe so vielfach spannen, so vielfach zierten und stickten? — Aber ihr schweigt, holdselige Kinder, und genießt eures Daseins. Wohlan! mir soll die lehrende Fabel erzählen, was euer Mund mir verschweigt." Als einst, ein nackter Fels, die Erde dastand, siehe! da trug eine freund- liche Schaar von Nymphen den jungfreulichen Boden hinan, und gefällige Genien waren bereit, den nackten Fels zu beblümen. Vielfach theilten sie sich in ihr Geschäft. Schon unter Schnee und im kalten, kleinen Grase sing die bescheidene Demuth an, und webte das sich verbergende Veilchen. Die Hoffnung trat hinter ihr her, und füllte mit kühlenden Düften die kleinen Kelche der erquickenden Hyacinthe. Jetzt kam, da es jenen so wohl gelang, ein stolzer prangender Chor vielfarbiger Schönen. Die Tulpe erhob ihr Haupt! die Narcisse blickte umher mit ihrem schmachtenden Auge. Viel' andre Göttinnen und Nymphen beschäftigen sich auf mancherlei Art und schmückten die Erde, frohlockend über ihr schönes Gebilde. Und siehe! als ein großer Theil von ihren Werken mit seinem Ruhm und ihrer Freude daran verblüht war, sprach Venus, zu ihren Grazien also: „Was säumt ihr, Schwestern der Anmuth? Aus! und webt von euren Reizen auch eine sterbliche, sichtbare Blüthe!" Sie gingen zur Erd' hinab, und Aglaja, die Grazie der Unschuld, bildete die Lilie, Thalia und Euphrosyne webten mit schwesterlicher Hand die Blume der Freude und Liebe, die jung- fräuliche Rose.

5. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 135

1877 - Stuttgart : Heitz
135 Die heilige Negiswind von Laufen (von Justinus Kerner, Arzt in Weinsberg im Würtembergischen, starb 1662). Herr Ritter Ernst, der war ergrimmt zu einer bösen Stund'; Er schlug die falsche Dienerin mit seinen Fäusten wund, Er schlug die falsche Dienerin, er stieß sie mit dem Fuß: „Herr Ritter Ernst! und wißt fürwahr, daß euch dieß reuen muß!" Es war die falsche Dienerin, die eilte durch den Saal, Sie eilte durch den weiten Hof, hinab in's grüne Thal. Da saß Herrn Ernft's sein Töchterlein, ein Fräulein fromm und zart. Es spielt mit bunten Blümelein nach and'rer Kinder Art. Da pflückt die falsche Dienerin drei Röslein auf dem Plan, Zu locken dieses stille Kind zum wilden Strom hinan. „Komm, liebes Kind! komm, süßes Kind! da blühen Röslein rund!" Sie faßt es an dem gold'nen Haar, sie schleudert's in den Grund. Eine Weil' das Kind die Tiefe barg, eine Weil' es oben schwamm; Auflacht die falsche Dienerin; doch bald ihr Reue kam, Sie flieht von dem unsel'gen Strom, flieht über Berg und Thal, Sie irrt so viele hundert Jahr, kann ruh'n kein einzig Mal. Es sah Herr Ernst von hoher Burg, sah in den grünen Grund; Sie brachten todt sein süßes Kind; auf Rosen man es fund; Es blüht wie eine Rose roth, wie eine Lilie weiß. Er legt's in einen gold'nen Sarg, bestattet es mit Fleiß. Manch' Mutter kniet' mit ihrem Kind auf Regiswindens Gruft; Doch wenn Herr Ernst, der Vater, kam, entstieg ihr Rosendust. Seitdem erscheint zur Todesnacht gar manchem frommen Kind, Bekränzt mit duftigen Röslein roth, die heil'ge Regiswind. Auch liegt seitdem manch frommes Kind, das Nachts erlitt den Tod, Am Morgen in der Wieg' umkränzt mit jungen Röslein roth. Der Substitut des heiligen Georg (von Langbein in Berlin, gest. 1835). In einer dunkeln Dorfkapelle, Dem heiligen Georg geweiht, Stand er in Lebensgröß' auf einer hohen Stelle Zum Trost des Volks seit langer Zeit. Der Priester sorgte stets auf's Beste Für des verehrten Schutzherrn Ruhm, Und reinigt' einst zu seinem Feste Mit eigner Hand das Heiligthum. Um dieses gute Werk zu krönen, Wollt' er ihn selbst, den Herrn Patron, verschönen,

6. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 325

1877 - Stuttgart : Heitz
325 „— — da kroch es heran Und regte hundert Gelenke zugleich!" Die Medusa, der große Polyp, streckt seine schlangenartigen Glieder nach allen Seiten und sucht sich damit seine Beute. — Hier wiegt sich auf den breiten Blättern eines Lotus der schöngezeichnete Seestern; dort klettert am Stamme der seltsamen Dolonia die Wendeltreppe, während die Blätter der- selben wie abwehrend sich auf- und niederbewegen; hier hebt ihren schlanken Hals die stolze Thetis und wiegt das Schwesterpaar der großen gelben Ro- sen; dort bietet die Wasserlilie ihre tiefen Kelche den kleinen Conus und Schlangenköpfen zum sichern Aufenthalt. Die Steckmuschel spinnt am Felsen ihr seltsames Gewebe aus grünem Gold; der Nautilus läßt seine schöne Schale im Purpur der Sonne tausendsarbig spielen, und die Papierschnecke rudert emsig auf der Oberstäche des Meeres, ihr zartes Haus mit seiner Oeffnung stets nach dem leisen Lüftchen kehrend, welches kaum, dann und wann, ein paar Wellen kräuselt. Der tiefe Himmel spiegelt sich im tiefen Meer; man glaubt ihn unter sich und über sich zugleich zu sehen; schwindelnd schaut man hinab, und muß vergessen, daß man auf dem Wasser schwebt, weil man es nicht bemerkt, als hinge man in der Gondel eines Lustballs, als sähe man im Traum aus die Fabelwelt der Mährchen, in die Gärten der Undinen und Nixen herab. Grot- ten bauen sich aus aus dem rothen Gestein der Corallen; die fleißigen Ma- dreporen sind die Baumeister; das Dach wölben sie vom reinsten Krystall; die Pfeiler sind auf Quadratstücken von großen Muscheln aufgebaut; mit dem Seefächer bekleiden sie die bunten Wände; mit weißer und schwarzer Perlenmutter ist der Boden getäfelt, und die Hand der Nereiden schmückt sie mit den unsterblichen Blumen der Wasserwelt. Najaden glaubt man mit den Tritonen tanzen zu sehen in bunten Rei- hen; sie wollen noch immer den Triumph der Galathea*) feiern, herrlicher, als ihn Raphael gemalt; sie schwingen das Seehorn und die Meertrommel, rmd ihr Ton lockt in zahllosem Gewimmel das Volk Poseidon's herbei, das lustig, ohne Sorgen für den nächsten Tag, des Augenblicks genießt, wie er geboten wird. Was für eine Welt! wer vermag dies zu malen! allein in diesem Him- mel schwebend, dachte ich: solch einen Ort muß die schaumgeborne Göttin, muß Aphrodite gewählt haben, als sie sich den Wellen des Meeres in reiner, nie gesehener, vollendeter Schönheit entwand, um die Welt zu beglücken. — b. Zur politischen Erdbeschreibung. Das Saterland. (Aus Stein's, Professor's in Berlin, gestorben 1830, Reisen nach den vorzüglichsten Hauptstädten von Mittel-Europa.) Unser Weg ging nach dem im größten Theile Deutschlands fast unbe- kannten oldenburgischen Saterland. Es bildet einen ungeheuren Moor *) Galathea, eine Meergöttin. Siehe Nösselt, Lehrbuch der Mythologie für Töchterschulen, S. 225.

7. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 294

1877 - Stuttgart : Heitz
294 seinen Sohn Johann zu besuchen. Er war damit zufrieden; doch wollte er zuerst die Rasen oben auf den Haussirst legen, und dann des andern Tages seinen Sohn besuchen. Dieser Gedanke war seiner Frau und Tochter sehr zuwider. Des Mittags über Tisch ermahnten sie ihn wieder ernstlich, vom Dache zu bleiben; selbst Heinrich bat ihn, jemand für Lohn zu kriegen, der vollends mit der Deckerei ein Ende machte. Allein der vortreffliche Greis lächelte mit einer unumschränkten Gewalt um sich her; ein Lächeln, das so manchem Menschen das Herz geraubt und Ehrfurcht eingeprägt hatte! Da- bei sagte er aber kein Wort. Ein Mann, der mit einem beständig guten Gewissen alt geworden, sich vieler guten Handlungen bewußt ist, und von Jugend auf sich an einen freien Umgang mit Gott und seinem Erlöser ge- wöhnt hat, gelangt zu einer Größe und Freiheit, die nie der größte Eroberer erreicht hat. Die ganze Antwort Stilling's auf diese, gewiß treu gemeinten Ermahnungen der Deinigen bestand darin: Er wollte da auf den Kirschbaum steigen, und sich noch einmal recht satt Kirschen essen. Es war nämlich ein Baum, der hinten im Hose stand, und sehr spät, aber desto vortrefflichere Früchte trug. Seine Frau und Tochter verwunderten sich über diesen Ein- fall; denn er war wohl in zehn Jahren aus keinem Baume gewesen. „Nun dann!" sagte Margrethe, „du mußt nun vor der Zeit in die Höh', es mag kosten, was es wolle." Eberhard lachte und antwortete: „Je höher, je näher zum Himmel!" Damit ging er zur Thüre hinaus, und Heinrich hinter ihm her aus den Kirschbaum zu. Er faßte den Baum in seine Arme und die Kniee, und kletterte hinauf bis oben hin, setzte sich in eine Gabel des Baumes, sing an, aß Kirschen, und warf Heinrichen zuweilen ein Aestchen herab. Margrethe und Mariechen kamen ebenfalls. „Halt!" sagte die ehr- liche Frau, „hebe mich ein wenig, Mariechen, daß ich nur die untersten Aeste fassen kann, ich muß Probiren, ob ich auch noch hinauf kann." Es gelang, sie kam hinauf. Stilling sah herab und lachte herzlich und sagte: „das heißt recht verjüngt werden, wie die Adler." Da saßen beide ehrliche alte Grauköpfe in den Aesten des Kirschbaums, und genossen noch einmal zu- sammen die süßen Früchte ihrer Jugend; besonders war Stilling aufgeräumt. % Margrethe stieg wieder herab und ging mit Mariechen in den Garten, der eine ziemliche Strecke unterhalb dem Dorfe war. Eine Stunde hernach stieg auch Eberhard hinab, ging und hatte einen Haken, um Rasen damit abzu- schälen. Er ging hierauf oben an's Ende des Hofs an den Wald. Heinrich blieb gegen dem Hause über unter dem Kirschbaume sitzen; endlich kam Eber- hard wieder, hatte einen großen Rasen um den Kopf hangen, bückte sich zu Heinrichen, sah ganz ernsthaft aus und sagte: „Sieh, welch eine Schlafkappe!" — Heinrich fuhr in einander, und ein Schauer ging ihm durch die Seele. Er hat mir hernach wohl gestanden,» daß dieses einen unvergeßlichen Eindruck auf ihn gemacht habe. Indessen stieg Vater Stilling mit dem Rasen das Dach hinauf. Hein- rich schnitzelte an einem Hölzchen; indem er darauf sah, hörte er ein Gepol- ter! er sah hin, vor seinen Augen war's schwarz, wie die Nacht. Lang hin- gestreckt lag da der theure liebe Mann unter der Last von Leitern; seine

8. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 357

1877 - Stuttgart : Heitz
357 weggenommen. Da wechselten Blumen, Küchengewächse, Fruchtbäume, Haine von Waldbäumen, und der Gärtner hatte nur Wege durchhin ge- schlängelt, und freundliche Ruheplätzlein an die Wege gestellt, der Natur ge- geben, was sie forderte, und entfernt, was ihrer Kraftäußerung falsche Rich- tung gab. Da war mir so wohl. Freiheit und Kraft sah ich überall im heiligen Bunde. So, sprach ich bei mir selbst, so erzieht die Natur und die Mutter. „Was ist deine Kunst?" fragte ich den Gärtner. — „Kunst?" rief er! „hab' ich die? Ich bin mir's nicht bewußt. Doch, wenn ich sie habe, so höre mein Geheimniß: was du für Kunst hältst, ist: Begünstigung des großen Wirkens der Natur!" der Ihrige Matern.

9. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 69

1877 - Stuttgart : Heitz
69 Und wie ich nun das Siegel aufgebrochen, Da fühlt' ich in den Augen solch' ein Stechen, Daß mir die Thränen auf die Wangen flössen. Ich trocknete die Augen, um zu lesen; Doch ist das Trocknen ganz umsonst gewesen — Denn ach! sie schreibt: „wir müssen Abschied nehmen!" Tie Alpenrose (von Wackernagel, Professor in Basel). O Alpenrose! Schön ist die Ros' im Thal, doch schöner diese Hoch über Thal und Staub erblühte Rose. Aus Rückert's „Kindertodtenliedern": Blühender Schneeball! Du streutest aus mein Kind einst linde Flocken, Das jetzt muß schlafen unter Sturm und Schneefall. Vergißmeinnichtchen! Vergiß mir nicht, in jedem Jahr zu tragen Ein Liebesblickchen meiner beiden Lichtchen. Vergißmeinnichtchen! Vergiß mir nicht, dem Wiesenbach zu sagen: Nie spiegeln sie in dir mehr ihr Gesichtchen. 18. Das Ghalel, erst 1819 durch Rückert, bald darauf durch v. Platen in Deutschland eingeführt, ist eine persische Dichtungsart, die deshalb besonders gepflegt zu werden verdient, weil sie eine sehr geschickte Form ist um lose zusammenhängende Gedanken durch das Band des gemein- samen Reimes zusammenzuhalten. Seine Eigenthümlichkeit liegt nämlich darin, daß es aus nur zweizeiligen Strophen besteht, daß die beiden ersten Zeilen sich reimen, daß die ungleichen Zeilen (3, 5, 7 u. s. f.) zwar reimlos sind, aber sich in der Wahl einer männlichen oder weiblichen Endung nach dem Endwort der ersten Zeile richten, und daß die gleichen Zeilen (4, 6, 8 u. s. f.) ent- weder mit den Endworten der ersten Zeile sich endigen, oder sich wenigstens daraus reimen. Ist das letztere der Fall, so geht der Reim den gleichen Endworten voraus. Hier von beiden Arten Beispiele:

10. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 108

1877 - Stuttgart : Heitz
108 Solches sagte der Vater. Behend enteilte die Jungfrau, Ordnete sorgsam sogleich des Hauses Geschäfte, beschickte Für das Gesinde zuvor die Frühkost; auch für den Mittag Sorgte sie treulich; und als sie es alles beschickt und bestellet, Schlüpfte sie in ihr Gemach, von Reseda dustend und Goldlack, Festlich sich anzuziehen, wie sichs gebührt für den Sonntag. Aus dem geglätteten Schrank, der treu ihr die Kleider verwahrte, Nahm sie heraus vorsichtig den lilienweißen Anzug, Den ihr der Vater geschenkt zu ihrem jüngsten Geburtstag. Solchen hatte sie selber mit Ranken der grünenden Myrte Stickend besäumt, sie hatte geschmackvoll hierher und dorthin Einzelne Veilchen gestreut; die Kunst war höchlich zu loben. Und nun hüllte behende die blühenden Glieder die Jungfrau In das schöne Gewand, das genau anliegend in weiten Wallungen niederfloß, den dunkeln Teppich erleuchtend. Unter der Brust dann schürzte sie sich mit der glänzenden Schürze, Die ihr die Freundin verehrt; aus veilchenfarbiger Seide War sie gewirkt mit Gold, in güldenen Troddeln sich endend. Dann umschlang sie den Hals mit dem güldenen Kettchen, von welchem Niedergesenkt die Brust ihr schmückte der Mutter Vermachtniß, Ein bernsteinener Kranz, mit reinem Golde gerändelt. Als sie die zierlichen Hände sodann und die rundlichen Arme Fast bis zur Schulter hinauf gehüllt in die seidenen Handschuh', Deren Violenglut zum lilienweißen Gewände Schön abstach, ergriff sie den fein geflochtenen Spanhut, Beides zur Zierde des Hauptes geformt und zum Schutze der Wangen, Welche das bräunliche Haar, von keiner Schlinge gezügelt, Noch von des Weizens Blüthe bestäubt, in üppigen Ringeln Seidenweich umwallt' und wie Kastanien glänzend. Also stand sonntäglich geschmückt die rosige Jungfrau, Schlank von Wuchs, von Gestalt holdselig, edelen Anstands, Sonder Tadel vom Wirbel des Haupts bis zur schwebenden Sohle. 2. Das komische Epos. Auch im komischen Epos wird, wie im eigentlichen und ro- mantischen, der Held des Stücks in mannigfaltige, aber lächerliche, Schwierigkeiten verwickelt, denen er natürlich nicht unterliegt, sondern meist mit Hülfe eines erfundenen Gottes (denn das komische Heldengedicht ist immer eine Art von Parodie des ernsten) entrückt wird. Uebrigens ist dieser Held kein Held im höheren Sinne des Worts; er muß nur durch seine Eigenthümlichkeit
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